Beethoven plus Festival 2024 - Gigant der Symphonik
Großes Chhor- und Orchesterkonzert
Die künstlerische Persönlichkeit Anton Bruckners polarisiert. Johannes Brahms äußerte ein hartes Urteil und bezeichnete Bruckners Werke als „Schwindel", der bald vergessen sein würde. Doch das heutige Konzert widerlegt diese Einschätzung, und Nikolaus Harnoncourt nannte Bruckner einen „musiktheoretischen Meteoriten". Für Richard Wagner war er „der bedeutendste Sinfoniker nach Beethoven". Bruckner blieb fest im Glauben an die Verkündigungskraft der Symphonik, die auch seine dritte Messe prägt. Bruckner genoss eine fundierte musikalische Ausbildung und nahm selbst als anerkannter Organist weiter Kontrapunktunterricht. Sein Lehrer Otto Kitzler führte ihn in die Werke von Palestrina, Liszt und Wagner ein. Nach dem Besuch einer „Tristan und Isolde"-Premiere lernte Bruckner Wagner persönlich kennen. 1867 erlitt er jedoch eine schwere Krise, die zu einem Klinikaufenthalt führte. Nach seiner Genesung begann er im September 1867 mit der Komposition der f-Moll-Messe.
Die f-Moll-Messe ist Teil von Bruckners kirchenmusikalischem Schaffen. Sie stellt mit den großen Messvertonungen in d-Moll, f-Moll und e-Moll einen Schritt in Richtung Sinfonik dar. Das Werk weist extreme dynamische Steigerungen auf, die seit Beethoven nicht mehr gehört wurden. Die Dreiteiligkeit des Credo und die Reprisen in Kyrie, Gloria und Credo erinnern an Haydn und Schubert. Besonders im Credo bringt Bruckner Gregorianische Choräle zur Geltung, und das Crucifixus ist ein Höhepunkt, bei dem der Chor fast flüsternd das Leiden Christi beschwört. Das Werk endet mit dem majestätischen „Et resurrexit", das kraftvoll die Auferstehung feiert.
Die Uraufführung der Messe fand am 16. Juni 1872 in der Wiener Augustinerkirche statt, nachdem Bruckner sie bereits vier Jahre zuvor fertiggestellt hatte. Anfangs wurde sie als „unspielbar" abgelehnt, doch Bruckner selbst dirigierte die erste Aufführung. Kritiker wie Hans Woerz lobten das Werk als „genial" und würdigten Bruckners Meisterschaft in Polyphonie und Instrumentierung.